30

News des 30. April 2024

Mittels verschiedener Beiträge erarbeitet sich die Community im Fall der Stabilitäts-Probleme der K/KF-Modelle von Intels 13. & 14. Core-Generation langsam ein gewisses Basis-Wissen zu den zugrundeliegenden Vorgängen und Spezifikationen. So ist die bisherige Darstellung zu einem "Intel Baseline-Profil" mit PL2 von nur 188 Watt wohl falsch, hierbei handelt es sich vielmehr um die Standard-Einstellung gemäß einer früheren Spezifikation vom Oktober 2022. Gelauncht wurde dann allerdings mit anderen Werten, welche der neueren Spezifikation vom Februar 2023 entsprechen, wie eine Dokumenation dieser beiden Intel-Spezifikationen im ComputerBase-Forum nahelegt. Gigabytes "Baseline-Profil" benutzt somit eigentlich inzwischen abgelöste ältere Intel-Spezifikationen, während Asus' "Baseline-Profil" eine Annäherung an den Intel-Standard darstellt, jenen jedoch auch nicht exakt trifft.

Intel 8P16E Desktop 125W PL1 PL2 ICCMax AC_LL
Intel Standard (Oktober 2022) 125W 188W 307A 1,1 mOhm
Intel Standard (Februar 2023 = März 2024) 125W 253W 307A 1,1 mOhm
Intel "Extreme Config" 253W 253W 400A 1,1 mOhm
Asus Baseline 253W 253W 280A ?
Gigabyte Baseline 125W 188W 249A 1,7 mOhm
Hinweis: aktueller Stand des Irrtums ..... ergänzt: 3. Mai 2024

Natürlich kann am Ende nur Intel erklären, was hier wirklich die eigene Intel-Spezifikation darstellt – und sollte dies auch schnellstmöglich tun, einmal abgesehen dass es nicht die Arbeit der Anwender sein kann, diese bei Intel logischerweise vorliegenden Daten herauszufinden. Zugleich ergibt sich eine Annäherung an die Frage, wieso die bisherigen Hersteller-Profile der Mainboard-Hersteller derartige Instabilitäten auslösen konnten: Augenscheinlich wurde da viel mit Undervolting gearbeitet – weil es den netten Effekt hat, auch ohne Anhebung des Powerlimits die CPUs höher zu takten bzw. den maximalen Takt länger halten zu können. Allerdings ist Undervolting basierend auf einem Hersteller-Profil ein zweischneidiges Schwert, weil da immer eine Aufgabe kommen kann, welche mit der zu geringen Spannung dann instabil läuft. Normalerweise ist Undervolting auch eine Sache, die man manuell ansetzt und entsprechend austestet, nicht aber vom Hersteller – am besten noch ohne Wissen des Anwenders – zwangsverordnet bekommt.

Die teilweise hiergegen erfolgten Gegenmaßnahmen sind allerdings potentiell noch schlimmer: Nur um absolute Stabilität zu erreichen, geben die Mainboard-Hersteller mit ihren neuen Baseline-Profilen teilweise deutlich mehr CPU-Spannung auf die Raptor-Lake-Prozessoren drauf: Bei Gigabyte waren es unter Last bis zu 1.67 Volt (im YouTube-Test von Actually Hardcore Overclocking zu sehen), was für "Baseline" doch reichlich überzogen klingt und zudem über den schneller steigenden Stromverbrauch & Wärmeentwicklung die Prozessoren auch schneller heruntertakten läßt, somit die Performance ebenfalls nach unten zieht. Als Nebeneffekt dieser vorgeblichen Stabilitäts-Maßnahme könnten die derart betriebenen Prozessoren allerdings auch wieder schneller altern, zu viel Spannung ist da durchaus eine Komponente. Dies sollte eigentlich bei einem definierten "Baseline"-Profil genauso wenig passieren. Intel muß hier endlich eingreifen, um diesen Wildwuchs zu stoppen und Anweisungen zu geben, wie die Raptor-Lake-Prozessoren normgerecht, stabil und gleichzeitig materialschonend betrieben werden können.  (Foren-Diskussion zum Thema "Intel Stabilitäts-Probleme")

Von Android Authority kommen die bislang noch fehlenden Stromverbrauchs-Angaben zu Qualcomms Snapdragon X, welche augenscheinlich aus einer internen Qualcomm-Unterlage stammen, da ziemlich gewöhnungsbedürfig ausgedrückt. So gibt Qualcomm kein simples TDP-Limit an, sondern notiert nur, wieviele Chips in den eigenen Tests eine bestimmte Stromverbrauchs-Marke erreichen konnten. Dies bedeutet wohl, dass die Qualcomm-SoCs nicht wirklich TDP-limitiert laufen, sondern immer mit ihrer definierten Taktraten operieren sollen – sprich garantierte Performance vor garantiertem TDP-Limit. Dies könnte in der Praxis bedeuten, dass verschiedene Notebook-Exemplare derselben Baureihe unterschiedlich warm werden bzw. unterschiedlich viel Strom verbrauchen. Laut 'Android Authority' soll man sich daran jedoch nicht stören, da die schlechteren Chip-Exemplare schlicht zu den Salvage-SKUs weitergeben werden.

Hardware 95% aller Chips 50% aller Chips
Snapdragon X Elite X1E-84-100 12C/12T, 3.8/4.2 GHz 98,5W 82,3W
Snapdragon X Elite X1E-80-100 12C/12T, 3.4/4.0 GHz 52,9W 43,4W
Snapdragon X Plus X1P-64-100 10C/10T, 3.4/- GHz 42,5W 35,0W
Stromverbrauchs-Angaben (für das gesamte Package unter reiner CPU-Last) gemäß Android Authority

Allerdings gibt es auch für den kleinsten Qualcomm-SoC diese unterschiedlichen Stromverbrauchswerte und jenen kann man dann nicht mehr zu einer noch tiefer angesetzten Salvage-SKU weiterreichen. Dies dürfte sich sicherlich noch aufklären und wäre wohl schlicht eine Besonderheit der Qualcomm-SoCs. Ob die Notebook-Hersteller damit gut zurechtkommen, wäre allerdings zu bezweifeln, jene sind seitens AMD & Intel derzeit durchgehend TDP- und Temperatur-abgeriegelte Chips gewöhnt, wo man somit das Kühlsystem auf eine exakte Ziel-Wattage hin auslegen kann. Im dümmsten Fall müssten die Notebook-Hersteller bei Qualcomm-SoCs das Kühlsystem immer entsprechend größer auslegen, weil die Prozessoren einfach je nach Fertigungsqualität unterschiedlich warm werden. Die erzielten Stromverbrauchs-Werte grundsätzlich betrachtet fällt natürlich auf, dass das Spitzen-Modell sich unnatürlich viel genehmigt, dies lohnt sich gegenüber dem nur maßvoll taktschwächeren zweitbesten Qualcomm-SoC eigentlich überhaupt nicht.

Zudem sind die beim Spitzen-Modell erzielten 80-100 Watt auch generell zu hoch, solche Verbrauchswerte gibt es heutzutage im Notebook-Bereich nur noch bei Verwendung echter Desktop-Prozessoren. 'Android Authority' führen hier zwar den Core Ultra 7 155H aus Intels Meteor-Lake-Generation mit ~80 Watt Verbrauch als Gegenbeispiel an, jenes Intel-Modell sollte bei PL1 = 28 Watt und PL2 = 64-115W (konfigurierbar) jedoch bestenfalls in der Spitze 80 Watt verbrauchen, im Regelbetrieb jedoch kaum vom PL1 abweichen. So gesehen erscheinen die Verbrauchswerte der Qualcomm-SoCs auch als etwas hoch angesetzt, selbst das Spitzen-Modell außen vor lassend. 40-50 Watt CPU-Verbrauch sind heutzutage im Mobile-Segment eher Werte, die man bei Gaming-Notebooks mit extra dGPU erwartet. Notebooks ohne dGPU (wie bei Qualcomm-basierten Notebooks wohl Standard) werden üblicherweise mit weniger stromfressenden Settings betrieben, da sind 20-30 Watt CPU-Verbrauch "normal". Ob Qualcomm somit auch bei der Energieeffizienz wirklich gleichwertiges bietet, ist damit noch nicht erwiesen.